Der Brand der Cheopspyramide by Dominik Hans

Der Brand der Cheopspyramide by Dominik Hans

Autor:Dominik, Hans [Dominik, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 0100-12-31T23:00:00+00:00


Längst war Mitternacht vorüber. Noch saß der Kalif vor seinem Arbeitstisch. Schriftstücke vor ihm. Er las, unterschrieb sie… mit halbem Geiste nur dabei.

Nachricht von der Grenze? Von den Gefangenen? Wo blieben sie?

Die zweite Meldung, von dem Führer Almeiras: Daß die Frauen ermüdet, er nicht weiter konnte. In einem alten Zollhaus die Nacht verbringen wolle.

Abdurrhaman hatte sofort Befehl gegeben, daß von Alpera aus Maultiere mit Tragsesseln dorthin geschickt würden, die die Gefangenen noch bei Nacht weiter ins Innere transportieren sollten. Hatte dies auch Almeiras mitteilen lassen.

Doch der…? Hatte er die Botschaft nicht bekommen? Alle Versuche, mit ihm in telegrafischem Verkehr zu bleiben, unmöglich.

Was war passiert? Was war vorgegangen? Waren sie von französischer Seite verfolgt worden? Ihnen die Gefangenen entrissen?

Nein! Undenkbar… unmöglich. Das würden die französischen Behörden niemals gewagt haben, selbst bei solchem Bandenüberfall die Grenze zu überschreiten.

Ein Schatten fiel vor das Licht. Sein Kammerdiener stand vor ihm, überreichte ihm eine Depesche. Hastig riß er sie auf. Vom Führer des Hilfstrupps:

»Am Zollhaus angekommen. Almeira mit Genossen tot. Die Hütte leer.«

Die Depesche zitterte in seinen Händen. Er sprang auf.

Er schrie seinen Sekretär herbei.

»Verbindung mit Jolanthe von Karsküll!«

*

Die Gäste des großen Hotels Esplanade in Biarritz seit Stunden schon in heller Aufregung. Der Generaldirektor Harder mit seiner Begleitung war am Morgen mit seinem Wagen in die Berge gefahren. Um sechs sollte er zurück sein. Der Wagen war nicht zurückgekehrt.

Jolanthe und der Direktor des Hotels hatten schon längst besorgt miteinander erwogen, wie dies Ausbleiben zu erklären. Hatten schließlich nach peinlichem Warten mit dem Maire von St. Jean Verbindung bekommen. Die Antwort war dort erst recht beunruhigend. Der Wagen immer noch im Orte, wartend auf Harder und seine Gäste.

Die Biarritzer Polizei in Bewegung gesetzt. Der Maire von St. Jean angewiesen, sofort Leute auszuschicken, die Verlorenen zu suchen… alles vergeblich… keine Spur von ihnen… keine Erklärung, wo sie geblieben… in Räuberhand?… Abgestürzt?…

Die Nacht war herangekommen. Jolante hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen.

Gelungen! Sie sind über die Grenze geschafft… in seiner Hand. Unerträglich, daß ich nicht jetzt dort sein kann. Ich darf nicht fort hier. Muß die Komödie zu Ende spielen.

Sie entkleidete sich und warf sich auf ihr Lager. Griff nach einer Zeitung, suchte vergeblich, sich zu zerstreuen. Ihre Gedanken waren da drüben, wo sich jetzt der zweite Akt ihres Planes abspielen sollte. Da glühte neben ihr das Signal des Empfängers auf. Sie riß den Hörer ans Ohr. Ein Gespräch auf der verabredeten Welle im Schlüssel. Sie beherrschte ihn so, daß sie des helfenden Stiftes entbehren konnte.

Die Stimme Abdurrhamans!… Die Hörmuschel in ihrer Hand begann zu zittern. Mit weit geöffneten Augen hörte sie, was er sprach… Immer starrer ihr Blick.

»Die Gefangenen frei! Hierherkommen! Sobald wie möglich!«

Die Lampe erlosch. Der Hörer entsank ihrer Hand. Betäubt fiel sie in die Kissen zurück, noch unfähig, den Inhalt voll zu begreifen. Erst langsam wurde ihr die Bedeutung klar.

Und dann… mit einem Schrei der Wut warf sie den Oberkörper vor. Ihre Hand umkrampfte die Spitzen des Nachtgewandes. In Fetzen zerriß es.

Wer war’s, der das tat?

Mit dem Sprung einer Tigerin war sie vom Lager auf. Ihre Augen starrten in dem Raum umher, als suchten sie den, der das getan.



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